Über 20.000 Menschen nahmen am Samstag an der Kundgebung teil - Viele evangelische Akteure mit dabei
"Wir sind Aachen. Nazis sind es nicht." Mit diesen Worten rief der "Runde Tisch gegen Rechts Aachen" am Samstag zu einer Kundgebung auf. Die Beteiligung war groß: Nachdem um 12:45 Uhr ein Demozug vom Hauptbahnhof in Richtung Innenstadt gestartet war, füllten sich die drei Kundgebungsplätze am Katschhof, Markt und Büchel gegen 14 Uhr. Insgesamt 20.000 Menschen aus Aachen versammelten sich, um gemeinsam ein Zeichen gegen Rechtsextremismus zu setzen.
Oberbürgermeisterin Sybille Keupen eröffnete die Veranstaltung: "Wir stehen in Aachen zusammen, fest zusammen, für unsere Demokratie". Es sei jetzt der Zeitpunkt um Farbe zu zeigen und sich gegen Hass und Hetze zu stellen. Aachen soll weltoffen und gerecht sein, und immer wieder aufstehen um sich gegen Antisemitismus und Rassismus zu stellen, sagte sie. "Jeder Mensch in Aachen, egal wo er herkommt, ist bei uns willkommen". Der Eröffnungsrede folgten viele unterschiedliche Beiträge. Vertreten waren unter anderem die Deutsch-Israelische Gesellschaft, der Aachener Karneval aber auch Studierende und Kunstschaffende.
Vertreter der Politik waren ebenfalls vor Ort: Armin Laschet (CDU) erinnerte an die Deportationen in Aachen und die Anfänge der NS-Zeit. Es dürften keine Antidemokraten in amtliche Positionen kommen, da sie dort die Demokratie gefährdeten. Die Bundestagsabgeordnete Ye-One Rhie (SPD) sprach nicht nur als Politikerin, sondern auch als Aachenerin mit Migrationshintergrund: "Es werden Dinge für uns in Frage gestellt, die selbstverständlich sind".
Nachdem der Kirchenkreis zusammen mit der Kirchengemeinde Aachen, dem Evangelischen Jugendreferat und dem Diakonischen Werk Aachen vorherige Woche den Aufruf zur Demo unterstützt hatte, war dieser in verschiedenen Art und Weisen am Samstag vertreten. Unter anderem machte sich das Evangelische Jugendreferat Aachen auf, um mit ihren selbstgebastelten Schildern, ihrem Bollerwagen und Warnwesten die Teilnehmenden der Kundgebung zu unterstützen. Wem es zu kalt wurde oder wer eine Stärkung brauchte, konnte sich an den Heißgetränken und Süßigkeiten im Wagen bedienen. Doch nicht nur für das körperliche Wohl war gesorgt: Für Probleme jeglicher Art waren die Jugendreferent*innen Axel Büker und Christina Pütz ansprechbar.
Auch der Arbeitskreis des Dialogs der Religionen sprach sich in einem kurzen Redebeitrag aus für Liebe, Freundschaft und Verständigung. Der Beitrag wurde gemeinsam von Mitgliedern der Kirchen, der Moscheen, der Buddhisten, Bahai, Hindu, Aleviten, Juden und aller übrigen Religionsgemeinschaften in Aachen getragen, darunter auf der Bühne Pfarrer Hans Christian Johnsen und ESG-Pfarrerin Swantje Eibach-Danzeglocke. (Das ganze Statement s. unter diesem Artikel.)
Der Evangelische Kirchenkreis Aachen freut sich über die rege Beteiligung an der Kundgebung und steht auch weiterhin klar gegen jegliche Arten von Hass und Ausgrenzung.
Text: Carolin Heintz
"In Aachen leben wir mit Menschen aus vielen verschiedenen Religionen zusammen. Wir treffen uns, sprechen miteinander und sich interessiert, uns kennen zu lernen. Seit bald 20 Jahren sind wir im Arbeitskreis des Dialogs der Religionen versammelt. Über diese Jahre ist viel miteinander gewachsen, an Begegnungen, an gegenseitigen Einladungen, an gemeinsamen Feiern und aktivem Handeln. Wir tragen dazu bei, dass das Zusammenleben in unserer Stadt gelingt.
Über diese Zeit und diese Erfahrungen sind wir uns immer näher gekommen. So sind Freundschaften gewachsen. Wir verstehen einander und sehen uns als Geschwister an, als Brüder und Schwestern, die einander beistehen und als Freunde, die einander auch stützen und schützen möchten.
Von dieser Basis aus ist es für uns schmerzhaft und unerträglich, wenn menschenverachtende Kräfte uns auseinander treiben wollen. Es verträgt sich nicht mit unserem Selbstverständnis, wenn Hass und Ausgrenzung verbreitet werden sollen – und viele von uns sich Sorgen über ihre Zukunft in unserem Land machen müssen.
Wir stehen für die Liebe, für die Freundschaft, für die Verständigung. Auch, und gerade weil wir so verschieden sind, erkennen wir einander an. Im Arbeitskreis der Religionen leben wir vor, dass Vielfalt unsere Gesellschaft bereichert und uns mit Freude erfüllt. Dafür beten wir, sprechen wir, schweigen und singen wir, wie es in jedem Menschen, und in jeder Religion richtig ist.
Wir stehen zusammen, für den Frieden."
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